Ausstellung Tod in Venedig: In Bad Tölz ist auch ein Dixiklo Kunst

2022-08-26 17:32:22 By : Admin

„Tod in Venedig“ heißt die Ausstellung, die derzeit auf dem ehemaligen Alpamare-Parkplatz an der Tölzer Seppstraße zu sehen ist. Zu den Ausstellungsstücken gehört auch ein Dixiklo. Florian Hüttner erklärt den Hintergrund.

Bad Tölz – Was haben eine Dixitoilette, eine offene Bibliothek und abgedunkelte Laternen gemeinsam? Auf den ersten Blick eher wenig. Doch diese Gegenstände sind Teil der Ausstellung der Galerie für Landschaftskunst (GFLK) namens „Tod in Venedig“, die man noch bis Ende August in Bad Tölz besuchen kann. Bei einem Spaziergang auf dem Ausstellungsort beschreibt Florian Hüttner vom GFLK, der für die Konzeption zuständig ist, seine Gedanken und die der Künstler zu dem Projekt.

Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf die von Thomas Mann 1911/12 in Bad Tölz geschriebene gleichnamige Novelle. Der Figur, dem Schriftsteller Gustav von Aschenbach, begegnen im Verlauf der Geschichte mehrere Todesboten. „Sowohl die Novelle als auch das Thema Tod gehören zu den Parametern, die ich den Künstlern in die Hand gegeben habe. Auf das, was sie daraus gemacht haben, habe ich keinen weiteren Einfluss genommen“, erklärt Hüttner.

Als Bühne der – zugegebenermaßen nicht ganz herkömmlichen – Ausstellung dient der brach liegende Parkplatz des ehemaligen Alpamares an der Seppstraße. „Solche Plätze finde ich faszinierend. Es ist verlassen und dann doch nicht, wie man auch an den Glasscherben sieht“, meint Hüttner. Überdies assoziiere er diese Verwilderung mit dem Tod.

Die Ausstellung ist durch ein kleines Schild am Haupteingang der Wandelhalle zu erkennen. Hüttner geht daran vorbei und links Richtung Parkplatz. Auf dem kleinen von Pflanzen überwachsenen Weg schiebt er mit seinem Fuß Glasscherben zusammen. „Hier ist bei der Eröffnung eine Flasche zerbrochen, das habe ich absichtlich so gelassen, seither gehören die Scherben zur Ausstellung“, sagt er.

Einer der beteiligten Künstler ist Philipp Gufler. Von ihm hängt ein knapp zwei Meter langes Stofftuch mit Siebdruck über dem Parkplatz. Es ist vom Wind eingewickelt. „Das Werk heißt Vergänglichkeitswahn.“ Dazu ist in der Wandelhalle noch ein kleineres Tuch mit einem Bild von König Ludwig II. ausgestellt. „Der Künstler nimmt in seine Werke viele verstorbene, homosexuelle Männer auf“, erklärt Hüttner.

Die ehemaligen Werbeplakatwände sind mit Bildern und Fotodruck der Künstlerin Katharina Sieverding mit elf verschiedenen Motiven geschmückt. Von einer Aufnahme der NASA von der Sonne um Mitternacht bis hin zu Dokumentationsfotos des Morgentrainings chinesischer Militärs. Die blaue Sonne assoziiere die Künstlerin mit der Vergänglichkeit der Ressourcen. Auf die Frage nach einer genaueren Einordnung der diversen Motive in die übergeordnete Thematik der Ausstellung kann Hüttner keine genauen Antworten geben. Besonders bemerkenswert sei es für ihn aber, dass die Künstlerin darauf bestanden habe, die von Pflanzen überwucherten Plakatwände für die Ausstellung nicht freizuschneiden. „So sieht man von zwei Werken nur ganz wenig“, unterstreicht Hüttner.

Eins sieht man allerdings in voller Pracht: In der Mitte des Parkplatzes steht ein Dixiklo und ja, auch das ist Teil der Ausstellung. Öffnet man die Türe, so sieht man Skizzen einer Kompostieranlage, eingezäunt von einem Hühnerstall. Die Installation von Nils Norman soll Manns Faszination für seine Verdauung zum Ausdruck bringen. „Es ist paradox, weil die Kompostieranlage mit dem Hühnerstall für etwas Natürliches steht und das Ganze in einer chemischen Toilette aushängt.“ Während Hüttner vor dem blauen Toilettenhäuschen steht, erleichtert sich wenige Meter hinter ihm ein Mann im Gebüsch. Er ist während des Spaziergangs der einzige, nun ja, Besucher. „Auch das finde ich jetzt einen spannenden Aspekt, dass jemand herkommt und das Gebüsch als Toilette verwendet“, meint Hüttner dazu.

Diese Situation verdaut geht es weiter: Das Projekt von Nana Petzet erkennt man bei einem Blick nach oben. Sie nutzt Parkplatz-Laternen für eine biologische Untersuchung. Die Glühbirnen der Straßenbeleuchtung sind von der Künstlerin unterschiedlich stark abgedunkelt. Ein Assistent von Petzet fange nachtaktive Insekten, die ins Licht fliegen, ein und konserviere sie in Alkohol, damit die Künstlerin die toten Insekten dann untersuchen kann. Das Labor ist Teil der Ausstellung und befindet sich, so wie ein Plakat von Sieverding und dem mit König Ludwig bedruckten Tuch, in der Wandelhalle, die nur über einen Seiteneingang zu betreten ist.

Wie gut besucht die Ausstellung bisher ist, könne Hüttner nicht sagen. „Die Ausstellung hat zwar Öffnungszeiten, kann aber – mit Ausnahme der Wandelhalle – auch zu anderen Tages- und Nachtzeiten besucht werden.“ Ohnehin spiele die Besucheranzahl für Hüttner keine entscheidende Rolle. Denn auch das sei in seinen Augen ein künstlerischer Ausdruck und Teil seines – übrigens von den Kulturfonds Bayern und Anton Hoefter mit der Jodquellen AG geförderten – Projekts.

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