Energie sparen, um Putin zu schaden? Zehn Tipps für den Alltag | WEB.DE

2022-07-01 17:31:28 By : Admin

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Über 55 Prozent der deutschen Gasimporte stammen aus Russland. Grund genug, um in Anbetracht des Krieges in der Ukraine darüber nachzudenken, wie man den eigenen Verbrauch senken kann. Dazu rief schon Anfang März die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) die europäischen Bürger auf. Das Ziel: Die europäische Unabhängigkeit von Gas, Öl und Kohle aus Russland zu beschleunigen.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) brachte es so auf den Punkt: "Wenn man Putin ein bisschen schaden will, dann spart man Energie." Ex-Bundespräsident Joachim Gauck sorgte bei "Maybrit Illner" gar für einen Gänsehaut-Moment, indem er aufrief: "Wir können für die Freiheit auch einmal frieren."

Wie sinnvoll sind solche Vorschläge? Das Deutsche Energieberater-Netzwerk (DEN) e. V. begrüßt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Energieberater und Energieberaterinnen bestätigen, dass schon kleinste Maßnahmen Auswirkungen auf den Gas- und Ölverbrauch haben können. Bürger und Bürgerinnen müssen also nicht auf die Regierung warten. Bereits mit wenigen Tricks kann jeder dazu beitragen, die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren.

Das Absenken der Heizungen um zwei Grad Celsius etwa habe eine sehr direkte Wirkung auf die Einfuhr von Brennstoffen. Positiver Nebeneffekt könnte sein, dass der gesenkte Bedarf den Preisanstieg bei Brennstoffen stoppen könnte. Aber wie viel lässt sich mit einem bewussten Umgang mit Energie tatsächlich einsparen?

Laut DEN beträgt das Sparpotential rund zehn Prozent bei den Heizkosten. Weniger stark zu heizen, ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten zum Energiesparen. DEN und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) geben angesichts der Lage Energiespartipps, die sich nur geringfügig voneinander unterscheiden, aber gleichermaßen beim Sparen helfen.

Die einzelnen Energiesparmaßnahmen seien jedoch auch nur der Anfang, erklären die Energieberater und Energieberaterinnen. Denn einige dieser Tipps setzt man nur einmal um – wie das Tauschen der Glühbirnen –, danach müsse man über nachhaltigere Methoden nachdenken wie eine Photovoltaikanlage oder eine energetische Sanierung des Gebäudes.

Am Nutzen der Energiesparmaßnahmen der Bürger haben die Expertinnen und Experten des DEN keine Zweifel und sehen auch die Industrie in der Pflicht. Problematischer dürfte die Umsetzung sein. Zwar trage bereits jede einzelne Person dazu bei, die Unabhängigkeit von russischen Gas- und Ölimporten zu stärken, aber je mehr mitmachen, desto besser sei es. Hier könnte aber das Problem liegen: Ohne Regelung der Regierung würden nur diejenigen die Maßnahmen umsetzen, die dies sowieso schon machen, so die Befürchtung. Zudem weisen die Experten darauf hin, dass wir zwar die Auswirkungen aus deutscher Sicht gut nachvollziehen können, aber welchen Effekt die Energiesparmaßnahmen auf russischer Seite und die dortige Wirtschaft haben, könne von außen nur schwer beurteilt werden.

All die Energiesparmaßnahmen lohnen sich nicht, wenn Sie an anderer Stelle nun mehr Energie verbrauchen. Investieren Sie etwa das eingesparte Geld in neue elektrische Geräte, komme der indirekte Rebound-Effekt ins Spiel, warnen Experten. Sie verbrauchen dann den Anteil des theoretischen Potentials einer Sparmaßnahme, den Sie durch Ihr eigenes Verhalten nicht einsparen. Der direkte Rebound-Effekt tritt häufig nach einer Modernisierung von Heizungsanlagen ein: Statt der bisherigen niedrigen Temperatur, erhöht man die Heiztemperatur, da ja die Heizanlage effizienter arbeitet. Die Kosten sinken zwar, aber der Verbrauch steigt.

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels war Punkt 10 bei den Energiespartipps missverständlich formuliert. Die Berechnung der DUH, dass durch ein Tempolimit 3,7 Milliarden Liter Sprit gespart werden können, bezieht sich auf den Zeitraum von einem Jahr. Wir haben den Punkt ergänzt.