Mini-LED-TVs: Diese Vorteile bieten die neuen LCD-Fernseher

2022-07-01 17:33:59 By : Admin

Samsung, LG und TCL werden 2021 TVs mit Mini-LED-Displays auf den Markt bringen. Auch Apple möchte für einige Geräte 2021 auf Mini-LEDs setzen. Hier erfährst Du, welche Vorteile die neue Technik hat – und wie sie im Vergleich zu OLED abschneidet.

Mini-LED-TVs könnten OLED-Fernseher in wenigen Jahren hinter sich lassen. Das glauben zumindest die Analysten von UBI Research. Im Jahr 2024 sollen bereits mehr Mini-LED-TVs als OLED-TVs über die Ladentheken wandern, wie es auf der UBI-Website heißt. Die Erwartung ist umstritten, aber Mini-LED-Panel gelten jedenfalls als eine wichtige Evolution der LCD-Technologie. Und 2021 kommen die ersten Mini-LED-TVs von Samsung und LG auf den deutschen Markt.

Es ist einer der seltenen Fälle, bei denen sich eine neue Technologie ein Stück weit selbst erklärt. "Mini-LED-Displays" sind Bildschirme mit sehr kleinen LEDs als Hintergrundbeleuchtung. Die genauen Zahlen unterscheiden sich je nach Hersteller und Gerät. Apple arbeitet für die Displays in neuen iPads, iMacs und MacBooks angeblich zum Beispiel an weniger als 0,2 Millimeter kleinen LED-Lämpchen, wie MacRumors schreibt. In einem Apple-Display könnten 10.000 LEDs unterkommen.

LG nennt für die Topmodelle unter den neuen "QNED MiniLED"-TVs von 2021 bis zu 30.000 LED-Lampen. "Zehntausende" LEDs sollen derweil im kommenden Fernseher TCL C825 unterkommen. Zum Vergleich: In bisherigen Fernsehern waren nur ein paar hundert LED-Lampen verbaut.

Vom Prinzip her sind Mini-LED-TVs LCD-Fernseher mit Full Array Local Dimming. Mit Dimmen (engl. "Dimming") ist Abdunkeln beziehungsweise Aufhellen gemeint – dasselbe wie bei dimmbaren Glühbirnen für das Wohnzimmer. Theoretisch könnte man kleine LED-Lampen auch in Displays ohne lokales Dimmen einbauen – aber das wäre mehr oder weniger sinnlos und ist daher nicht geplant. Denn der große Nutzen der kleinen Lämpchen ist eine Verbesserung des Kontrastumfangs durch mehr Dimming-Zonen.

Bisherige TVs haben maximal 500 Dimming-Zonen, mit Mini-LEDs sollen bis zu 3.000 daraus werden. Bei den meisten Geräten bewegt man sich aber wohl eher im Bereich von 1.000 Zonen, 3.000 ist eher eine Zahl für die übergroßen 8K-Topmodelle.

Der praktische Vorteil gegenüber konventionellen LCD-Geräten ist vor allem bei HDR-Inhalten zu finden. Die Hochkontrastbilder von entsprechenden Filmen und Videospielen zeichnen sich durch einen größeren Kontrastumfang aus.

Das bedeutet, dass der Unterschied zwischen hellen und dunklen Bildteilen differenzierter und ausgeprägter wird. Details versinken nicht mehr im Schatten, "Halo"-Effekte mit einem Schimmer neben leuchtenden Objekten wie einer Lampe gibt es seltener und Highlights wie ein Feuerwerk setzen sich deutlicher vom schwarzen Hintergrund ab. Obendrein können Highlights so heller und eindrucksvoller leuchten.

Allerdings ist die Steuerung all dieser Lampen und Dimming-Zonen eine komplexe Aufgabe. Der Lampen-Controller und der Bildprozessor haben einiges zu tun – und müssen der Aufgabe auch gewachsen sein. Tatsächlich steigt die erforderliche Rechenpower des Prozessors mit der Zahl der Dimming-Zonen exponentiell an, wie der TV-Technikexperte Vincent Theo von HDTVTest erklärt. Der erste Mini-LED-Fernseher namens X10, den TCL im Jahr 2019 veröffentlichte, konnte HDTVTest zufolge die besten herkömmlichen LCD-Fernseher insgesamt nicht übertreffen.

Unter anderem hellt der Mini-LED-Pionier das Bild zu sehr auf. Ein weiterer Nachteil dieses TVs ist, dass das komplexe Local Dimming die Eingabeverzögerung vergrößert – beim Gaming werden Controllereingaben langsamer umgesetzt. Die 2021-TVs mit Local Dimming werden voraussichtlich ausgereifter sein und herkömmliche LCD-TVs deutlicher hinter sich lassen.

OLED-Fernseher setzen auf organische LEDs, die von selbst leuchten. Diese Fernseher haben also keine Hintergrundbeleuchtung. Die von OLEDs erreichte Beleuchtungspräzision ist im Grunde perfekt, daher wird solchen TVs manchmal ein "unendlicher" Kontrast attestiert. Ganz so einfach ist es nicht, denn zwei Schwächen der OLED-Technik sind das automatische Dimmen von großen hellen Flächen ("ABL"), um das Einbrennen zu vermeiden, sowie die im Vergleich zu Top-LCDs geringere Maximalhelligkeit.

LGs neue Fernseher mit "OLED evo"-Displays, Panasonics JZW2000 sowie Sonys A90J setzen alle auf hellere OLED-Panels. Diese erreichen voraussichtlich eine Helligkeit von um die 1.000 Nits, was gut zu den meisten HDR-Inhalten passt. Die Mini-LED-TVs dürften weiterhin den Vorteil haben, größere Flächen heller leuchten zu lassen. Beispielsweise ein weißer Sandstrand oder die Sonne dürften mit den Mini-LEDs eindrucksvoller aussehen. Bei der Darstellung von allen anderen Inhalten sind OLED-TVs, und vor allem die neuen Topmodelle, den Mini-LEDs jedoch voraussichtlich überlegen.

Wie die Analysten von UGI Research schreiben, bräuchten Mini-LED-Fernseher nicht etwa bis zu 3.000 Dimming-Zonen, um OLED-TVs zu übertreffen. Sie bräuchten über 100.000 Dimming-Zonen.

LGs sogenannte "QNED"-Technologie bezeichnet NanoCell-Fernseher mit IPS-Panel und Quantum Dots, die bis zu 30.000 LED-Lampen und bis zu 2.500 Dimming-Zonen mitbringen. Von anderen Mini-LED-Fernsehern dürften sie sich vor allem durch die IPS-Technik unterscheiden. IPS-Displays haben einen geringeren Kontrast als andere LCD-TVs und als OLED-Fernseher, dafür allerdings eine bessere Blickwinkelstabilität als andere LCDs. Sie eignen sich damit besser für das Fernsehen mit Familien und im Freundeskreis, weil die Bildqualität auch von der Seite ansprechend hoch bleibt.

Den niedrigeren IPS-Kontrast gleichen die neuen LG-Fernseher durch die Mini-LED-Technologie aus – im Vergleich zu anderen Mini-LEDs allerdings könnten sie im Nachteil sein. Die NanoCell- und Quantum-Dot-Technologien dürften dafür die Farbreinheit und den darstellbaren Farbraum verbessern – vielleicht auf einem höheren Niveau als bei Konkurrenten. Dass die Fernseher im Vergleich zu OLEDs den Kürzeren ziehen, hat LG selbst in einer Pressemitteilung geschrieben.

Samsung bezeichnet die hauseigene Mini-LED-Technologie als "Quantum Matrix". Die neuen "Neo QLED"-Fernseher zählen zu den ersten Geräten mit 12-Bit-Farben und 4.096 Helligkeitsabstufungen auf dem Markt. Praktisch alle anderen Fernseher – mit Ausnahme eines Dual-Cell-Models von Hisense – sind 10-Bit-TVs. Leider kann ausgerechnet das HDR-Format 12-Bit-Farben darstellen, dem Samsung-TVs die kalte Schulter zeigen: Dolby Vision. Es wird sich noch herausstellen, inwiefern die 12 Bit dennoch ein Vorteil sind.

Der TCL C825 zeichnet sich durch seine besonders dünne Bauweise aus. Der Hersteller spricht von "OD Zero Mini LED". Ansonsten werden Quantum-Dot-Farben für HDR-Inhalte und mehrere zehntausend LED-Lampen geboten. Eine Besonderheit ist eine Kamera für die Videotelefonie.

Aufgrund ihrer selbstleuchtenden Pixel sind OLED-TVs weiterhin die Krönung der aktuellen Fernsehertechnik. An deren Schwarzwert und Kontrast kommen auch die neuen Mini-LED-LCDs nicht heran, auch wenn sie gewisse eigene Vorteile wie eine höhere Helligkeit mitbringen. Insgesamt sind die Mini-LEDs als Weiterentwicklung der LCD-Technik zu verstehen – als günstigere Alternative zu OLED-Fernsehern, nicht als direkte Konkurrenten. Im Premium-LCD-Bereich sind sie voraussichtlich eine neue großartige Option für alle, denen große OLED-Fernseher zu teuer sind oder die aus anderen Gründen keine OLED-TVs haben möchten.